Die Weinhex und der Pfeifenhannes

Oft werden wir nach der Herkunft unseres Restaurantnamens gefragt. Und dann erzählen wir die Geschichte der Weihex, dem Wahrzeichen von Winningen, um die Namensfindung aufzuklären:

Im Spätsommer wird in Winningen alljährlich das älteste Winzerfest Deutschlands gefeiert. Dabei sind die romantischen Gassen bunt geschmückt und rund um den Weinhexbrunnen herrscht bis in die Nacht Hochstimmung. So ist es auch kein Wunder, dass sich am nächsten Tag der ein oder andere Liter Wein weniger in den Fässern befindet. Ähnliche Verluste gab es auch schon vor langer Zeit, nur leider konnte man sich erst nicht erklären, wie es dazu kam…

…Der Winzer Veit Mertes, genannt „Pfeifenhannes“, wohnte mit seinem Weib, der Kathrin, in einem kleinen, windschiefen Häuschen. Er war eine gute Haut, nur eine Leidenschaft hatte er: seine Pfeife. Wenn die Töne so recht lustig aus seiner Flöte heraussprangen, dann wollte er gar nicht aufhören zu spielen.

An einem späten Nachmittag, als der Pfeifenhannes im Keller nach dem Rechten sehen wollte, bemerkte er, dass ausgerechnet aus dem besten Fuder vier Daumen fehlten. Es konnte nur ein Spitzbub in seinem Keller gewesen sein. Zwar hatten die Nachbarn schon immer erzählt, dass bei ihnen, selbst aus versiegelten Fässern, der Wein weniger geworden sei und dass dies mit Hexerei zu tun haben müsse, doch dies wollte der Pfeifenhannes nicht so recht glauben.

Am nächsten Abend versteckte er sich hinter einem großem Fass in seinem Keller. Seine Flöte hatte er bei sich, sie war, wie er meinte, von so gutem Holz, dass sie auch zum Drauflosschlagen tauge. Nach etwa einer halben Stunde öffnete sich leise die Tür und jemand schlich die Treppe herunter. Des Pfeifenhannes‘ Augen wurden größer und größer, denn im Schein der Öllampe erkannte er Kathrin, sein Weib. Sie ging geraden Weges auf sein bestes Fuder zu, machte sich am Fassboden zu schaffen und plötzlich rann ein feiner Strahl des edlen Nasses im Lampenschein wie ein goldenes Fädchen glitzernd heraus und hinein in den bereitgehaltenen Krug.

Dem Pfeifenhannes schwoll in seinem Versteck gewaltig der Kamm. Nachdem sie das Fass wieder verschlossen hatte, schlich sie die Kellertreppe wieder hinauf. Sie hatte noch kaum die Lampe am Ende der Kellertreppe abgestellt, da war ihr Mann auch schon hinter ihr und verbläute ihr derart den Buckel, dass sie gar nicht erst zur Besinnung kam. Hierbei erwies sich seine Pfeife als ein ganz hervorragendes Instrument. Der Pfeifenhannes hatte sich in eine derartige Wut hineingeschlagen, dass er ihr auf den Rücken sprang und in schrillen Tönen ein Spott- und Schimpflied auf seine Alte losließ, wobei er dann zwischendurch auf ihrem Rücken den Takt dazu schlug.

Seit dieser Zeit hatten er und die Nachbarn vor der geheimnisvollen Hexe, die den Wein aus den Fässern naschte, Ruhe. Und der Wein, den die Hexe damals trank wird heute der Hexenwein genannt.

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